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as haben ein Leistungssportler, Bal-
letttänzer und Model gemeinsam?
Alle drei sind bis Mitte 20 in Best-
form und entsprechend erfolgreich,
befinden sich danach aber oft auf
dem absteigenden Ast. Beim letzten Teil des Trios verän-
dern sich die Berufsaussichten jedoch seit einiger Zeit.
Fältchen und graue Haare hindern nicht mehr daran, für
Fotos, Filme oder Laufsteg-Auftritte gefragt zu sein. Weil
der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wächst
und ihre Kaufkraft zu einem immer wichtigeren Wirt-
schaftsfaktor wird, steigt das Interesse der Firmen an
reiferen Werbeträgern. Bereits existierende Agenturen
haben deshalb ihr Portfolio um die Generation 30+ er-
weitert. Andere wurden speziell für dieses Segment ge-
gründet. Wie „elbmodels“. „Als Fotograf hatte ich immer
Probleme, gute ältere Modelle zu finden,“ erklärt Knut
Schulz, der in diesem Mangel eine Marktlücke witterte,
2007 mit der Werberin Paula Urban in Hamburg eine
Vermittlungs-Firma gründete und zwei Jahre später eine
Filiale in der bayerischen Landeshauptstadt eröffnete.
Rund 350 Frauen und Männer haben die beiden in ihrer
Kartei: die jüngsten Ende 20, die ältestenMitte 80, einige
mit idealtypischen Gesichtern, andere unverwechselbare
Persönlichkeiten. „Besonders gut gehen bei uns die 35-
bis 55-Jährigen, weil sie den Hauptteil der Gesellschaft
von den Berufstätigen mit Familie bis zum gut situierten
Frührenter abbilden“, verrät Knut Schulz. „Weil ganz nor-
male Typen im Trend liegen, stellen Geheimratsecken
oder Glatze kein Hindernis dar. Abgesehen davon sind
Menschen gefragt, die eine sympathische Ausstrahlung
besitzen und authentisch, aber nicht nur schön sind.“
Stars mit grauen
Schläfen
Modeln mit 60? Frauen und Männer in den besten Jahren
erobern den Laufsteg. Und dabei kommt es nicht unbedingt
auf Schönheit an. Was zählt, ist die Ausstrahlung
Diese Auswahl-Kriterien kann SaraWitte bestätigen: „Ein
attraktives Äußeres allein kann leicht langweilig wirken“,
weiß die Teamleiterin von Instyle Models aus München.
„Bessere Aussichten haben charakterstarke Kandidaten,
die gut rüber kommen und mit denen man sich als Nor-
malsterblicher leichter identifizieren kann.“ Die Agentur
ist eigentlich auf jüngere Models, Messehostessen und
Tänzer für Fashion Shows spezialisiert, baut aber wegen
der „breiteren Aufstellung“ ihren Best Ager-Bereich aus.
Deshalb finden sich in der Datenbank neuerdings auch
Brillen-, Schnauzer- und Vollbartträger neben Damen mit
kurzen grauen oder wildgelockten roten Haaren.
Eines allerdings ist laut Sara Witte bei allen unverzicht-
bar: professionelles Auftreten, „weil die Kunden keine Ge-
duld haben, wenn ein Model vor der Kamera steht.“ Brin-
ge jemand einschlägige Erfahrungen mit, habe er bessere
Chancen. Wie zum Beispiel Anna Born, die über Instyle
Models zu buchen ist. Als „Gegenpol“ und zum Geldver-
dienen arbeitete die heute 59-Jährige schon während ih-
res Medizinstudiums als Model und behielt das nebenbe-
ruflich mal mehr, mal weniger regelmäßig bis heute bei.
„Früher waren Castings oft wie eine Fleischbeschau, was
mich schon gestört hat“, erzählt die Bayerin mit noch
immer von Natur aus rotblonden Haaren, die abwech-
selnd in der Stadt und auf dem Land lebt, wo sie in ihrem
Atelier ausgefallene Handtaschen entwirft. „Mit älteren
Models wird zumGlück sehr viel respektvoller umgegan-
gen, sodass ich Aufträgen gelassen entgegen sehe, Shoo-
tings wie kürzlich das des Modehauses Wöhrl genieße
und daraus Kraft für mich ziehe.“ Summa summarum
fühle sie sich rundum wohl und finde ihr Alter „super“,
in dem sie sich auch mit „FDH“-Ernährung fit hält.
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