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Ich denke ja immer noch darüber nach, ob das Leben ein
Geschenk ist oder eine Zumutung. Und bin mehr und
mehr der Meinung, es ist eine Zumutung. Aber inner-
halb derer haben wir Musiker wirklich ein Lebensge-
schenk: In dem Moment, wo wir proben beziehungswei-
se spielen, sind wir in einer Zeitmaschine, die uns
wegträgt. Wenn wir proben, kann draußen die Welt un-
tergehen – wir streiten über die Kürze oder Länge von
Noten, leben plötzlich in einer anderen Welt.
Vor elf Jahren haben Sie die Herrenchiemsee Fest-
spiele gegründet, sie sind längst international etab-
liert. Dabei gelten sie als nicht so hochmütig wie Salz-
burg, weniger elitär als Bayreuth.
Wir sind elitär – im Anspruch! Ich finde es absurd, dass
sich viele Menschen Salzburg wegen der hohen Karten-
preise nicht leisten können. Gleichzeitig hab ich erlebt,
dass in Salzburg jemand neben mir saß, der seine Beglei-
tung fragte, was denn eigentlich gegeben werde. Aber
was ist Elite? Wir engagieren Elite-Künstler, aber doch
nicht Elite-Publikum.
Was unterscheidet die Herrenchiemsee Festspiele in-
haltlich von anderen Festspielen?
Wir bieten vor jedem Konzert Einführungsvorträge von
meinem Kollegen Klaus Schönmetzler. Damit soll den
Leuten der Konsumzahn gezogen werden. So schön die
Insel ist, aber wir wollen das, was Ludwig selbst auch war
und getan hat: Die Leute sollen sich damit auseinander-
setzen. Es werden eben nicht nur irgendwelche Vorträge
gehalten – die Leute werden intellektuell aufgemacht.
Sie haben da auch die Ruhe, müssen erst mal aufs Schiff,
weiter mit der Kutsche oder zu Fuß – das räumt den All-
tagsdreck aus dem Hirn. Insofern unterscheiden wir
uns. Einführungen gibt es auch anderswo, aber nie auf
diesem intellektuellen Stand.
Die Mottos wechseln jährlich.
Ja, wir sind ein reines Konzeptfestival. 2012 lautet es
„Die Musik der Worte“. Literatur und Poesie war Teil von
Ludwigs Denken und Formulieren. Das ließ uns über das
literarische Moment in der Musik nachdenken, weit über
die Symbiose Oper und Lied hinaus. Spannend wird es,
wenn die innere Logik stimmt und etwas dabei heraus-
kommt, was in sich eine Balance hat und trotzdem nicht
ins Beliebige wegfaselt. Für 2012 ist das geglückt.
Das Interview führte Barbara Schulz
Prannerstraße 7
80333München
muenchen@carpediembeds-m
www.carpediembeds-muc.d
Seit
November 2011
in exponierter
Lage imHerzen
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