Winter/Frühjahr 2013 / 2014 - page 33

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N
ur gut, dass Aral traditionell
die bekannteste Benzinmarke
Deutschlands mit besonders
treuen Kunden ist. So verkraf-
tet Wolfgang Tulach die Umsatzeinbußen
seiner Tankstelle an der Tunnel-Großbau-
stelle in der Garmischer Straße. Auch an
seinem zweiten Standort, in der Kapuziner-
straße, wird gebaut, aber dort floriert das
Geschäft. „An schönen Tagen geht es hier zu
wie bei einem Volksfest“, freut sich der 46-
Jährige. „200 Kunden pro Stunde, wenn‘s
richtig rundgeht, sind keine Seltenheit.“
Treffpunkt Tanke!
Mit Leidenschaft betreibt Wolfgang Tulach seine beiden Tankstellen
in bester Lage. Und dass es dabei nicht nur um Sprit für die Autofahrer
geht, ist eigentlich selbstverständlich
Grund für einen derartigen Ansturm ist
nicht etwa der sprunghaft ansteigende Be-
darf an Super oder Diesel. Sondern Durst.
Und Hunger. Denn die Isar mit ihren wei-
ten Wiesen und Kieselstränden liegt nur
einen Katzensprung entfernt. „Gefragt ist
alles, von Softdrinks über Bier bis zu Grill-
kohle, Würstchen, Eis und ofenfrischen
Backwaren“, so Tulach über die Favoriten
seiner überwiegend jungen Klientel.
Butterbrezen, warme und kalte Croissants
oder Süßgebäck stehen aber auch bei sei-
nen sonstigen Stammgästen hoch im Kurs.
Zum Beispiel bei den türkischen Mitarbei-
tern der Münchner Stadtwerke, die beim
Interviewtermin wie bestellt in orangeroter
Arbeitskluft zum Auftanken ihrer Reini-
gungsfahrzeuge vorbeikommen. Und bei
ihrem obligatorischen Becher Kaffee die
„beste und freundlichste Tankstelle der
Stadt“ loben, bevor der Chef sie persönlich
verabschiedet.
Diesen Teil seiner Aufgaben schätzt der
Kommunikationswirt als „Ausgleich zur
Büro-Tätigkeit“. Fast 60 Stunden verbringt
er in der Woche an seinem Schreibtisch. Ko-
ordiniert rund ums Jahr den 24-Stunden-
Einsatz seiner 25 festen sowie freien Mitar-
beiter,sorgtfürdennotwendigenNachschub
an Kraftstoff und exakt 1641 Shop-Artikeln
– von der Butter bis hin zur Zahnbürste.
Und kümmert sich noch um die aufwändige
Tank- und Waschstraßentechnik.
Seite an Seite arbeitet er dabei mit seiner
Frau Corinna Merker, die sich mit „viel
Spaß“ um die Warenwirtschaft kümmert.
Was bedeutet, dass sie sogenannte Penner
aus den Regalen aussortiert. Und stattdes-
sen mehr „Renner“ wie das besonders gut
gehende Augustiner-Bier nachbestellt.
Abgesehen von ihren Spezialgebieten müs-
sen die beiden aber wie jeder andere Mitar-
beiter „alles können“ – die Kasse bedienen,
auf Nachfrage den Ölstand kontrollieren
oder bei Bedarf Sandwiches belegen, deren
Zutaten von Aral genauestens auf Rezept-
karten aufgelistet werden. „Diese standar-
disierte Basis garantiert eine gleichbleiben-
de Qualität auf hohem Niveau. Wir haben
aber durchaus unsere Freiheiten. Wie zum
Beispiel das Verteilen vieler Sapit-Magazine
oder nette Gespräche mit Kunden, wenn es
abends mal ruhiger zugeht.“ Kein Wunder,
dass Wolfgang Tulach sich als „100-Prozen-
tiger Blauer“ bezeichnet: „Dieser Job ist
zwar zeitintensiv, macht aber auch so süch-
tig, dass ich das alles gerne tue!“
ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR
Freunde und
Nachbarn: Zwei
engagierte
Unternehmer
sind Wolfgang
Tulach und Peter
Schmutzer (Bild
oben). Tulach
und Corinna
Merker (Bild
links) bieten in
der Tankstelle
Kapuzinerstraße
auch Augustiner
Bier an
Fotos: anne tzschaschel
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