Winter/Frühjahr 2013 / 2014 - page 8

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Peter Schmutzer, seine Frau Elvira und ich
sitzen in der Pfarrei zusammen, weil Pfar-
rer Huber uns erzählt, wie einst die Salz-
straße mitten durch die Stadt über den
Marien- und den Frauenplatz führte. Und
dass das heutige Jagdmuseum ein altes
Augustinerkloster war. „Auch die Franzis-
kaner lebten hier und die Jesuiten, da, wo
Hettlage war – die ganze Innenstadt war
voller Klöster!“ Und natürlich wurde von
den Kuttenträgern Bier gebraut. Man dür-
fe nicht vergessen, erinnert Huber, „dass
das, was die Menschen heute in den Gast-
stätten rund um den Dom trinken, früher
von Mönchen gemacht wurde.“ Darum sei
es für ihn auch gar kein Problem, wenn vor
allem die Amerikaner gleich vom Dom
zum Hofbräuhaus ziehen. Wobei er selbst
lieber zum Augustiner am Dom geht. Oder
zum Sepp Krätz im Andechser am Frauen-
platz, der wiederum beim Peter im Augus-
tiner am Dom sitzt, wenn er mal eine Aus-
zeit braucht.
Kirche und Wirte kümmern sich eben ge-
meinsam um die Erbauung aller, die danach
suchen. Und es ist immer was los hier am
Dom. Mal macht gerade unser Oberbürger-
meister Ude mit über die Schulter geworfe-
nem Jackett die Biege hinter den Dom, ver-
Kirche und Wirte kümmern sich um das Wohl der Gäste
folgt von ein paar Personen Entourage. Mal
schaut der Papst vorbei, wie Benedikt XVI.,
der bei seinem Besuch 2010 klarstellte,
dass sein „Herz bayerisch schlägt“.
„Je mehr passiert, desto interessanter wird
es für alle“, bestätigt Elke Heimpel, Ge-
schäftsführerin vom Andechser am Dom,
einer der ältesten Wirtsstuben am Platz.
Komplett-Entspannung gibt es hier, dank
Kirche und Bier! Und wegen noch ein paar
anderer Dinge natürlich.
Elvira zum Beispiel liebt belgische Pommes
und geht deshalb mittags gerne in den
Steh-Imbiss Münchner Brotzeit am Dom.
Dort kann sie mit Brigitte Karl ratschen
und die dicken Kartoffelschnitze essen,
während Koch Siva aus Sri Lanka authen-
tisch Curry anrührt. Peter Schmutzer is(s)t
noch lieber in Wolfs Brotzeitladen am Alt-
heimer Eck 1, wo es besonders gute Sem-
meln gibt, dick belegt mit Käse, Leberkäse
oder Salami oder deftigem Schinken, wie
früher von bayerischen Mamas eben.
Dass die Elvira bei Brigitte snackt und ihr
Mann Peter beimWolf voller Bewunderung
dafür ist, wie ein so kleiner Laden für nicht
abreißende Begeisterung sorgt, hat trotz-
dem nicht verhindert, dass die beiden ein
glückliches Paar wurden. Beim Juwelier
Niessing in der Sporerstraße 2, wenige
Meter vom Augustiner am Dom entfernt,
haben sie erst den Verlobungsring für die
künftige Frau Schmutzer gefunden, einen
Spannring, für den Niessing berühmt ist.
Später, zur Hochzeit, empfahl ihnen die
charmant beratende Daliah Chajet die
Aura-Ringe mit 14 Legierungen, die einen
wunderschönen Farbverlauf haben, fast so
wie das Zentralgestirn, wenn es sich an ei-
nem Herbstabend langsam hinter die Tür-
me der Frauenkirche senkt.
Im Herzen unserer Stadt warten nun wie-
der Geistliche, Wirte oder Gute-Dinge-Ver-
käufer auf die Besucher, die ab dem Früh-
jahr bis nach Weihnachten in die Stadt
strömen. Oder auf die Bischöfe, die zum
Sonntag der Weltmission kommen, um aus
Indien oder Ägypten zu erzählen. Gemein-
sam freuen sie sich auf die vielen Tausend
anderen Suchenden von überallher. „Wis-
sen Sie“, meint Dompfarrer Huber, „vor elf
Jahren, als ich herkam, war’s ein bisschen
tot um den Dom. Jetzt ist es ein anziehen-
der Platz im Herzen der Stadt. Den kannst
du herzeigen, denn hier sind die Leute
herzlich willkommen.“
ANTONIA AUGUST
Im Stehimbiss Münchner
Brotzeit am Dom gibt es
nicht nur bayerische
Schmankerln. Koch Siva
ist berühmt für sein Curry
Plausch unter Nachbarinnen.
Elvira Schmutzer mit Elke Heimpel,
Geschäftsführerin vom Andechser am
Dom (Bild Mitte); Peter Schmutzer schaut
gerne bei Wolfs Brotzeitladen vorbei
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