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Kind. Im sogenannten Muttergebirge braucht
man solche zuverlässigen Bergführer. Oder
man muss sich zumindest ab- und zurück-
melden, wenn man alleine zum Wandern auf-
bricht. Ehe man sich versieht, blickt man von
Höhen in scheinbar bodenlose Erosionsrin-
nen, riecht frische Meeresbrisen von der Ad-
ria und ist trotzdem verloren.
E
in anderer Bergführer, Camillo Sanelli,
rettete eine erfahrene Bergsteigerin aus
dem benachbarten Teufelstal. Von ei-
nem auf den anderen Moment zogen Wolken
die Berge zu, verwandelten den Sommer in ei-
sigen Winter. Die Frau irrte in dem Tal ohne
Ausgang. Camillo ist in Decontra geboren,
kennt die Berge wie keiner, begleitet gerne auf
dem Sentieri Spirito zu Höhlen und Kletterfel-
sen, zeigt aber auch Wanderwege für Familien.
Er lässt sofort seine Sense fallen, wenn die
Bergwacht ruft. Sonst pflanzt er „Solina“ an,
eine alte Weizensorte, und „Farro“, das ist Din-
kel. Seine Frau Marisa setzt „Socere e more“-
Pflänzchen, für schwarz-weiße Bohnen, die
nach dem Verhältnis von Schwiegertochter
und -mutter benannt sind. Sie seufzt: „Ich lie-
be diesen Platz, diese Berge, weil sie voller Res-
sourcen sind.“ Die Sanellis betreiben einen Ag-
riturismo, das heißt, Gäste können in ihrem
Hof „Pietrantica“ (www.agripietrantica.com)
hautnah erleben, was es heißt, eine intakte ita-
lienische Familie in den Abruzzen zu sein.
Nonno (Großvater) Paolino sitzt abends mit
am Tisch und löffelt Chilimarmelade zu Pecori-
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„Samberger“. Einsendeschluss: 20. Juni 2012
no und trinkt Montepulciano d’Abruzzo, den
sein Sohn selber keltert. Bis ins 80. Lebensjahr
war er Schäfer, schrieb ein Buch voller Poesie
über die Gegend, bis er immer öfter einschlief
und die Wölfe in aller Ruhe ein Schaf nach dem
anderen fraßen. Marisa, seine Schwiegertoch-
ter, ist im geblümten Kittel eine Mama wie aus
dem Bilderbuch. Sie backt im Holzofen Brot,
kocht und zieht das Gemüse für Familie und
Gäste. Manchmal bekommt auch das Restau-
rant „La Locanda del Barone“ (www.locan-
dadelbarone.it) in Caramanico Therme von ih-
ren Kicherbsen. Dort kocht Küchenchef Biase
Buccifero Slow Food: Lupiniencreme, Kürbis-
flan, Leberwürstchen, Schinken von schwar-
zem Schwein, dazu Wein von Zaccagnini, des-
sen feinen Tropfen bereits Josef Beuys verfiel.
Zum Frühstück biegt sich der Tisch unter Ku-
chen, Broten, schwarzen und tiefrotenMarme-
laden. Im Parrozzo, einem Mandelkuchen mit
Schokolade, ist ein Gedicht von Gabriele
D’Annunzio versteckt: „Sachtes Atmen der
Blätter, Seufzen der Blumen imWalde, Verhau-
chen zum Meere hin: kein Lied, kein Ruf, kein
Ton zieht durch die weite Stille.“
Pescara ist nah. Aber man betritt eine andere
Welt, wenn man nach kurzer Fahrt an die Ad-
ria kommt. An kilometerlangen Sandstrand, in
Bergschuhen, statt im Bikini. „Trabocchi“, fili-
grane Pfahlbauten aus Holz, reichen ins Meer.
Sie machen es den Fischern leicht, die Meeres-
bewohner zu fangen, für würzige Fischsuppe
oder Pasta mit Muscheln. Bei Pescara ist der
Strand flach, südlich locken Steilküsten und
stille wildromantische Buchten. Noch ist es
hier einsamer als anderswo.
Biase Buccifero
kocht in Carama-
nico Slow Food:
Wildschweinra-
gout, Pecorino-
Ravioli, Braten in
Montepulciano.
Zum Frühstück
gibt es Mandel-
kuchen. Michelin
zeichnete seine
Küche aus