Seite 84 - goliving.de

Basic HTML-Version

84
Festland kommen immer mehr her. Und seit einigen
Jahren entwickelt sich die Stadt zum Touristenmagnet.
„Ich habe keine Zukunft“, sagt Chow in Wong Kar-Wais
Film, „ich fahre nach Hongkong.“ Weil diese Stadt wie
eine Zeitmaschine wirkt. Um zu verstehen, warum das
so verheißungsvoll ist, muss man runter vom Peak-Berg
und in die rote Standseilbahn steigen, die seit ihrer Inbe-
triebnahme 1888 niemals einen Unfall hatte. In Hong-
kong braucht man eigentlich überhaupt kein Auto,
höchstens mal eins der roten, grünen oder blauen Taxis.
Sonst spaziert man durch grüne Oasen, sitzt gemütlich
auf Fähren, während das Salzwasser des „duftenden Ha-
fens“ an den Bug klatscht, oder saust in der Metro von
einem Ziel zum nächsten.
U
nd mittendrin „Hong Kong Park“, der schönste
Park der Stadt: schattenspendende alte Bäume,
150 südostasiatische Vogelarten, nur in den
Glasfassaden der umliegenden Türme spiegelt sich der
Großstadtdschungel. Plötzlich liegt alles ganz nah beiei-
nander: Berge und Wasser, Stadt und Land, Shopping
und Sonnenbad, emsiges Geschäftstreiben und natürli-
che Stille, Tradition und Hypermoderne.
Durch manche Häuserschluchten zieht nur der Wind,
meistens sind die Straßenzüge voll kleiner Lädchen mit
Antiquitäten, exotischen Blumen, Kunst & Design oder
duftenden Delikatessen, fast wie imMünchner Gärtner-
platz-Viertel. „Wer ein hohes Haus bauen will, muss lan-
ge am Fundament verweilen,“ empfiehlt ein chinesisches
Stichwort, das man in den Gassen um die Jordan-Road
beherzigen sollte. Die Restaurants stellen Tische und
Stühle raus, es gibt jede Menge „Pak choi“, Senfkohl, der
dem Mangold ähnelt, mit Knoblauch und Chili. Dazu
frittierte Garnelen oder Fleischstücke. Wer sich traut,
knabbert an den beliebten Hühnerfüßen, wagt sich an
Seegurke oder Schlange.
Spannend an dieser Metropole sind die kontrastieren-
den Welten. Hohe Fassaden, die kühl erfrischen. Dane-
ben das Feierabendleben, wie wir es vom europäischen
Süden kennen: locker, lustig und laut. Mitten in Megalo-
polis. Hier erlebt man hautnah, wie große Städte gut
funktionieren können, dass sie nicht an urmenschlichen
Bedürfnissen vorbei wachsen müssen.
Die längste überdachte Rolltreppe der Welt summt im
Blickfeld, verbindet Central mit dem Western District.
Der „Escalator“ rollt bis 22 Uhr den Berg rauf, früh mor-
gens auch runter zum Hafen von Hongkong Island. Wir
werden zu den im 1- bis 5-Minuten-Takt ablegenden
Fähren auf Bürgersteigen gehen, die über den Straßen
schweben, auf denen vor allem Taxis fahren, mit Gas
Spannende Kontraste auch beim Shoppen:
Traditionelle Speisen wie Stockfisch auf dem
Markt in Mongkok, Chanel in Tsim Sha Tsui