Präsent auf
vielen Bühnen
Applaus bekommt Iris Berben von allen Seiten:
für ihre großartigen Leistungen in zahlreichen Filmen,
für ihr gesellschaftliches Engagement gegen
Antisemitismus – und neuerdings auch als Autorin
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Fotos:
Jim Rakete, S. Fischer Verlag
leben in der stadt
oliving.de: Frau Berben, Ihnen wird nach-
gesagt, dass Sie nicht gern über Ihr Privat-
leben sprechen. Trotzdem haben Sie Ende
Oktober ein Buch namens „Ein Jahr – ein
Leben“ im S. Fischer Verlag über sich veröffentlicht.
Warum?
Iris Berben:
Ich habemit demVerleger Christoph Amend
vereinbart, dass wir uns ein Jahr lang immer wieder zu
Gesprächen darüber treffen, was tagespolitisch passiert,
wie ich drauf reagiere und was das mit meinem Leben
macht. Es geht um meine beruflichen Pläne und die Ge-
danken, die ich dazu habe. Natürlich gibt es auch mal
einen Strang bis hin in die Kindheit, wenn sich ein An-
lass dazu bietet. Unterm Strich breite ich aber nicht
mein Privatleben aus.
Kam die Idee zu diesem Buch von Ihnen?
Anfragen gab es schon seit vielen Jahren, ob Biografien
oder Geschichten. Christoph Amend ist jemand, mit
dem ich schon einige Male gearbeitet habe und dem ich
vom Journalistischen her sehr traue, weil ich um seine
Seriosität und Tonalität weiß. Deshalb habe ich mich für
eine Zusammenarbeit mit ihm entschieden.
Wäre eine normale Autobiografie für Sie infrage
gekommen?
Nein. Ich wollte kein Porträt, sondern ein Frage-Ant-
wort-Gespräch wie mit einem guten Freund, der nach-
hakt und nicht so schnell zufrieden ist. Was dabei heraus
gekommen ist, haben wir anschließend in einem ge-
meinsamen Prozess in Form gebracht.
Welcher Eindruck entsteht am Ende des Buches
von Ihnen und Ihrem Leben?
Ich denke, dass der Leser erkennt, dass ich vieles parallel
aufnehme und lebe. Natürlich ist man während Filmar-
beiten wie in einem Kokon, der nach außen hin abschot-
tet. Trotzdem: Als Nachrichtenjunkie, der ich bin, neh-
me ich daran teil, was in der Welt tagsüber geschieht.
Sie drehen aber nicht nur Filme, sondern machen
auch Lesungen, engagieren sich gesellschaftspolitisch
und sind seit 2010 gemeinsam mit Bruno Ganz Präsi-
dentin der Deutschen Filmakademie. Wie vereinbaren
Sie all diese Aufgaben? Und wie gewichten Sie sie?
Das ist eine Frage der Organisation, bei der mir meine
wunderbare Mitarbeiterin Nicole Freund hilft. Die Präsi-
dentschaft, die ich mir zugegebenermaßen nicht so in-
tensiv vorgestellt hatte, mache ich sehr gerne und will
dabei nicht nur eine Überbringerin von Botschaften sein,
die einen fertigen Zettel in die Hand gedrückt bekommt.
Stattdessen möchte ich bei der Entstehung von Fragen
und dem Suchen von Antworten dabei sein. Aber meine
Hauptarbeit ist und bleibt das Drehen von Filmen.
Welchen Raum nimmt Ihr gesellschaftspolitisches
Engagement ein?
Das spielt schon einige Jahrzehnte eine wichtige Rolle in
meinem Leben, und das wird auch weiterhin so bleiben,
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