Film
62
Love is all you need
Er ist Witwer und ein introvertierter Workaholic. Sie
hat gerade eine Brustkrebstherapie hinter sich und
ihren Mann in flagranti mit einer Jüngeren erwischt.
Als sich Philip und Ida dann auch noch auf der Hochzeit
ihrer Kinder in Sorrent ineinander verlieben, könnte
das auf eine Überdosis Romantik hinsteuern. Regisseu-
rin Susanne Bier kriegt in
„Love is all you need“ aber
geschickt die Kurve. Größte
Stärke ihrer bittersüßen
Liebeskomödie ist das
ebenso amüsante wie an-
rührende Zusammenspiel
der Hauptdarsteller Pierce
Brosnan und Trine Dyrholm,
das trotz aller Verletzungen
Mut zu einer reifen,
ehrlichen Liebe macht.
Kinostart 22. November
Ludwig II.
Schon mit 18 wurde er König, als sein Vater überra-
schend starb: Ludwig II. Wirklich wohl fühlte sich der
Wittelsbacher auf demThron aber nie. Denn sein Herz
hing eher an der Kultur als an Staatsgeschäften. In
einer opulenten Charakterstudie schildern Peter Sehr
und Marie Noëlle, wie er sich immer mehr in Traum-
welten flüchtete, Unsummen in seine Schlösser
investierte und deswegen immer mehr in Misskredit
geriet. An Originalschauplätzen und in den Bavaria-
Filmstudios gedreht, wollen sie den Menschen hinter
dem Mythos des Märchen-Kini zeigen. Den jugendlich-
idealistischen Ludwig II. verkörpert Theatermime
Sabin Tambrea, der bis dato nur zweimal vor der
Kamera stand; seine Entourage hingegen sind lauter
deutsche Stars von Hannah Herzsprung über Edgar
Selge bis Katharina Thalbach.
Kinostart 26. Dezember
In ihrem
Haus
Welcher Lehrer
wünscht sich
nicht, unter sei-
nen Schülern ein
Ausnahmetalent
zu entdecken?
Entsprechend
begeistert reagiert Monsieur Germain, als er einen Erleb-
nisaufsatz des ansonsten unauffällig-stillen Claude liest,
der packend und gut formuliert ist. Als er den 16-Jähri-
gen zumWeitermachen animiert, führt das zu einer
Eskalation der Geschehnisse. Auf seine Komödie „Das
Schmuckstück“ mit Catherine Deneuve als aufmüpfiger
Ehefrau lässt der französische Regisseur Fran-
çois Ozon einen Psychothriller folgen. Raffiniert legt er
falsche Fährten und spielt mit Schein und Sein seiner
Protagonisten, darunter Fabrice Luchini als Claudes
überfordertem Förderer.
Kinostart 29. November
Hannah Arendt
1981 „Die Bleierne Zeit“ über die Schwestern Christiane
und Gudrun Ensslin, 1985 „Rosa Luxemburg“, 2009
„Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“:
Margarethe von Trotta hat immer wieder Filme über
Frauen gedreht, die unauslöschliche Spuren in der
Geschichte hinterlassen haben. Jetzt ist mit „Hannah
Arendt“ eine deutsche Journalistin an der Reihe, die
Anfang der 60er-Jahre für den „New Yorker“ eine Arti-
kelserie über den Nazi Adolf Eichmann schrieb. Weil sie
diesen nicht nur als Monster darstellte, schlug ihr eine
Welle der Empörung entgegen. Ohne Wertung spürt von
Trotta wieder ihrem Grundthema nach: „Wie geht
jemand damit um, dass er in eine bestimmte Situation
und Epoche hineingeboren wird?“ Und das erneut mit
Barbara Sukowa als Hauptdarstellerin, die an Unbeug-
samkeit nicht zu überbieten ist.
Kinostart 10. Januar
Foto:
Hannah Arendt © Heimatfilm
1...,52,53,54,55,56,57,58,59,60,61 63,64,65,66,67,68,69,70,71,72,...100