Winter/Frühjahr 2013 / 2014 - page 41

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Sapit:
Gibt es so etwas wie einen Augustiner-Geist, eine Philoso-
phie, die die Marke begleitet?
Werner Mayer:
Wir sind eine traditionsreiche Brauerei mit alten,
bewährten Rezepten, die natürlich der modernen Herstellung an-
gepasst sind. Wir brauen auf Münchner Boden, haben noch eine
eigene Mälzerei, verwenden nur besten Aromahopfen aus der Hal-
lertau und Brauwasser aus einem eigenen Brunnen. Bei uns muss
alles passen - von der Herstellung bis zum Ausschank im Wirts-
haus. Auch der Wirt.
Was muss man tun, um Augustiner-Wirt zu werden?
Es ist nicht einfach, einen guten Augustiner-Wirt zu finden, zunächst
einmal muss man sich natürlich
bewerben und einige Vorausset-
zungenmitbringen. Wir sind eine
große Augustiner-Familie, da
wird keine Entscheidung von ei-
ner Einzelperson gefällt. Der
Wirt passt, wenn er genauso
denkt wie wir. Wennman sich so-
zusagen blind versteht.
Und was bedeutet das?
Er muss ein Gespür für die Qua-
lität des Bieres haben. Das Bier
ist dasWichtigste und soll immer
im Mittelpunkt bleiben. Der Au-
gustiner-Wirt soll nicht in der
Zeitung stehen mit irgendwelchen Storys, die weit ab vom Bier und
seinemWirtshaus sind. Er muss gut vernetzt sein und sich auch mit
Ausschanktechnik, Qualitätssicherung und Personal auskennen.
Aber er muss auch als Mensch zu uns passen, in seinem Charakter
etwas Besonderes sein. So, wie eine Augustiner-Wirtschaft auch im-
mer etwas Besonderes ist.
Die typische Augustiner-Wirtschaft, wie sieht sie aus?
Es gibt bei uns keine Wirtschaft, die genauso ist wie die andere. Ty-
pisch ist eine Wirtschaft dann, wenn sie auf die Menschen im Stadt-
teil zugeschnitten ist. Eine Wirtschaft in Großhadern sieht anders
aus als in der Innenstadt. Eine in Neuhausen anders als in Giesing.
Deshalb ist es wichtig, dass unsere Wirtschaften, auch wenn sie neu
sind, so wirken, als wären sie immer schon so da gewesen.
Wie gelingt Ihnen das?
Wir haben eine sehr leistungsfähige, hervorragende Bauabteilung.
Bei uns kommt nichts von der Stange und wir bemühen uns sehr
um die Ausstattung. Das gilt auch für die Fassade.
Aber es gibt auch durchaus Augustiner-Wirtschaften, die neu
gebaut sind?
Ja
(Werner Mayer lacht)
, aber das merken Sie nicht. In Landshut
zum Beispiel. Die Augustiner-Wirtschaft nahe der Martinskirche.
Fotos: Anne Tzschaschel
Da war früher ein Gummibärchen-Laden drin. Heute sieht sie so
aus, als sei sie schon immer eine Augustiner-Wirtschaft gewesen,
und zwar seit vielen Jahrzehnten. Auch der Augustiner am Dom
wurde erst 2002 neu gebaut. Wenn Sie davor stehen, denken sie,
der ist uralt, wie seine Umgebung. Für uns gehört das zur Tradi-
tion und zur Wertigkeit, im Zusammenspiel mit der Qualität un-
serer Biere. Vom Halm der Braugerste bis ins Glas des Gastes.
Qualität, die sich dann im Bier noch einmal besonders ausdrückt.
Wir kontrollieren in jedem Stadium die Technologie der Bierher-
stellung in unserer Brauerei, angefangen von den Rohstoffen bis
hin zur Flaschen- und Fassabfüllung. Da haben wir auch eine per-
manente Qualitätskontrolle.
Auch Fachleute, die die
Schankanlagen überprüfen,
die die Wirte begleiten. Die
dafür sorgen, dass so ausge-
schenkt wird, dass die
Schaumkrone steht und die
Kühlung stimmt. Auch die
der Gläser. Die Wahl des rich-
tigen Glases beeinflusst näm-
lich den Geschmack.
Inwiefern?
Wir haben biersortentypische
Gläser. Das Helle, der Edel-
stoff und das Dunkle entfal-
ten sich im Augustiner-Willibecher am besten. Pils schmeckt am
besten im schlanken Pilsglas, dort kann sich das Aroma gut entwi-
ckeln, dann gibt es noch das typische Weißbierglas und nicht zu
vergessen den Maßkrug auf der Wiesn.
Auf dem Biermarkt geschieht ja immer viel. Planen Sie auch neue
Biersorten?
Es sind keine neuen Sorten geplant. Das, was wir machen, wollen wir
gut machen. Wir haben acht Sorten, davon fünf Dauersorten und
drei, die an Jahreszeiten gebunden sind: Maximator, unseren dunk-
len Doppelbock, den hellen Bock im Mai und das Wiesn-Bier, aus-
schließlich zur Oktoberfestzeit. Biermischgetränke machen wir
nicht. Das passt nicht zu Augustiner. Wer gerne Radler trinkt, muss
den halt selbst mischen. Etwas ganz Besonderes ist unser Weißbier.
Das aber nicht so bekannt ist wie das Helle
...
Es hat aber seine Liebhaber und ist besonders charakteristisch.
Bernsteinfarben, im klassischen Verfahren hergestellt und letztlich
in der Flasche vergoren. Unser Weißbier ist einzigartig, wir neh-
men eine ganz besondere Hefe und einen ganz besonderen Brau-
weizen. Es hat auch ein sehr charakteristisches, typisch obergäriges
Aroma bei Augustiner. Eine Mischung aus leichtem Nelkenaroma
und bananenartigen Fruchtaromen.
Das Interview führte URSULA KRONENBERGER
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