Winter/Frühjahr 2013 / 2014 - page 13

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augut ausschauen soll er, der Schuh.
Und zweitens seinen Träger „bei
Laune und Kraft“ halten – auch wenn
der 16 Stunden auf den Beinen ist. Das
sind sie schon, die einzigen Anforderun-
gen, die Peter Eduard Meier an seine Schu-
he hat. Klingt erst mal simpel, ist aber
selbstredend die höchste Kunst. Er erklärt
anhand der Fingerknochen, wie der Fuß
aufgebaut ist. Und was da mit falschem
Schuhwerk alles angerichtet werden kann
– eine Katastrophe!
Jetzt ist der Chef in seinem Element. Hier
geht es um mehr als um die passende Fuß-
bekleidung, der richtige Schuh ist eine Le-
benseinstellung! Ed Meier macht sich um
alles Gedanken: Das beginnt bei der An-
passung. Die „Peduform“ , ein Schuhleis-
ten, der Passform und Halt garantiert, ist
eine Eigenentwicklung des Hauses, auf die
er besonders stolz ist – und geht weiter bis
zur Entsorgung. Das Leder ist von bester
Service-Oasen
Fotos: Anne tzschaschel
Traditionshandwerk – mit Weltruf. Das
neue Geschäft erstreckt sich über zwei
Stockwerke, nebenan lockt die hauseigene
„Gamsbar“ zum Aperitiv.
In der unteren Etage finden die Kunden
blank poliertes Schuhwerk, Jagdjacken,
Tweedkostüme, Reitgerten, Reisetaschen
und Schrankkoffer. Im oberen Stock hand-
gemachte Dirndl und Lodenjanker in echter
Tradition sowie seidene Abendroben und
Smokings besonderer Klassik – selbst die
Galons werden dafür eigens gewebt.
Die Mitarbeiter tragen dunkelblaue Schür-
zen. Man wähnt sich in einer anderen,
längst vergangenen Welt, in der edle Mate-
rialien und hochwertige Handarbeit das
Lebensgefühl bestimmten. „Alle Waren ver-
einen zwei Maximen: Stil und Funktion“,
erklärt der Herr des Hauses.
Schuhpflege kann man lernen
Es gab Zeiten, da ließ sich Prinzessin Hermi-
ne, die Gattin des abgedankten deutschen
Kaisers Wilhelm II., von Eduard Meier
„Abend-, Tages- und feste Promenadenschu-
he“ fertigen. Mittlerweile trifft man im La-
den – neben dem ja tatsächlich noch vorhan-
denen Landadel – hauptsächlich Ge-
schäftsleute, die sich einen handgenähten
Rahmenschuh gönnen.
Mit rund 1.000 Euro muss man für die
Handgemachten rechnen, je nach Erfah-
rung des Schuhmachers steckt bis zu einer
Woche Arbeitszeit in einem Paar. Logisch,
dass man solches Schuhwerk nicht einfach
mal so mit einem alten Lappen reinigt. Die
Schuhputzkurse im Haus sind immer
schnell ausgebucht. Hier wird der passio-
nierte Schuhaficionado in die Königsdiszi-
plin beim Schuhputz eingeweiht: Die soge-
nannte Wasserglanzpolitur bringt eine
ganz besondere Tiefe ins Leder.
Kürzlich eröffnete Ed Meier neben seinem
Geschäft die schon erwähnte Gamsbar. Das
ist typisch für ihn, er will immer auch auf
den Zeitgeist eingehen und frisch, neu, in-
teressant sein. „Eine Aperitivo-Kultur wie
in Italien“ möchte Peter Eduard Meier mit
der Gamsbar für die Münchner einführen.
Damit wäre es ihm wiederum gelungen,
noch ein wenig mehr Eleganz in die Innen-
stadt der Isarmetropole zu bringen.
Weitere Info:
Wie eine
zweite Haut
sollen sich die
maßgefertig-
ten Schuhe
anfühlen. Bis
zu einer
Woche
handwerkliche
Arbeit stecken
in diesen
edlen Leder-
schuhen, für
die Kunden
aus der
ganzen Welt
anreisen
Güte, die Brandsohle mit Naturstoffen ge-
gerbt: „Unsere Schuhe können Sie nach der
Tragezeit problemlos auf den Kompost-
haufen werfen“, scherzt der Chef, der mit
seinem Geschäft auf eine lange Tradition
zurückblickt.
Tradition mit Weltruf
150 Mark Gebühr kostete den Schuhma-
chermeister Eduard Meier die Urkunde für
den Titel „Königlich Bayerischer Hofliefe-
rant“, das war im Jahr 1895. Das Schuhhaus
Eduard Meier gibt es allerdings schon be-
deutend länger. Mittlerweile ist die 13. Ge-
neration am Werk: Peter Eduard Meier und
seine Schwester Brigitte pflegen die Tradi-
tion und gehen trotzdem mit der Zeit.
Mit dem Umzug in die Briennerstraße ist
jetzt wiederum eine neue Ära angebrochen:
abseits der Maximilianstraße mit ihren
Flagshipstores internationaler Marken
trifft man bei Eduard Meier auf Münchner
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